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Motivation

Die Motivation für diese Arbeit schöpft sich aus zwei Quellen: einsteils die Suche nach einfachen Lösungsansätzen für komplexe Aufgabenstellungen in einer immer komplexeren technischen Welt, und zweitens die Suche nach Möglichkeiten, all das im Zyklus der Problemanalysen und Problem­lösungen entstehende Wissen effizient zu kommunizieren.
Neutronenspektrometer
Beiden Aufgaben fühlt sich der Autor verbunden – eine Verbundenheit, die nicht spontan entstanden ist, sondern bereits Jahrzehnte zurückreicht. Im Jahre 1977 wurde im Forschungszentrum Seibersdorf eine neue Steuerung für ein bestehendes Neutronenspektrometer geplant.
Dem Stand der Technik entsprechend sollte die veraltete Relais-Steuerung durch Mikroprozessortechnik abgelöst werden. Für die Realisierung dieser Steuerung wurde ein SC/MP-Mikroprozessor der Firma National verwendet (der unter dem Spitznamen „Scamp“, auf deutsch Taugenichts, besser bekannt war). Dieser Prozessor wurden mit 250 kHz getaktet, und die Software, die für die Ansteuerung von Motoren, Kupplungen, Hub- und Noniusmagnete des Spektrometers erforderlich war, umfasste knapp 250 Byte in Maschinenkode (nicht Kilobyte!).

Zettabyte Demgegenüber steht eine kürzlich erschienene Pressemitteilung (Die Presse vom 27.3.2007) mit der Schlagzeile „Das Zettabyte steht vor der Tür“. Bei dieser Meldung über einen neuen „Pegelstand der Informationsflut“ fühlt man sich zuerst unwillkürlich veranlasst, die suspekte Schreibweise in einem Fachwörterbuch nachzuschlagen, denn der Doppelkonsonant in „Zetta“ stört das bis dato bekannte Stakkato der Dimensionsrekorde: Mega – Giga – Tera – Peta – Exa.

Die Schreibweise ist tatsächlich richtig, also verbleibt nur mehr ein kleiner Rest an Unbehagen über die qualitative Botschaft: 1 Zettabyte ist eine Trilliarde Byte (1021), oder verständlicher ausgedrückt 1 Billion Gigabyte, oder wie man im englische Sprachraum sagen würde, one trillion billion Byte.

Woher kommt diese exorbitante Informationsflut? Wenn 5 Milliarden Erdbewohner als Autoren tätig wären, müsste jede Frau, jeder Mann und jedes Kind zwei Millionen Publikationen im Umfang einer Diplomarbeit schreiben (100.000 Zeichen). In Kenntnis solcher exorbitanter Zahlen wäre es wünschenswert, wenn sich die Informationstechnologie nicht immer nach der Decke der verfügbaren Ressourcen streckt. Aber auch Autoren sind hier gefordert, durch sorgfältige Wahl von Medien und Informationskanälen zur Reduktion der Informationsflut beizutragen.

Smarte Dokumente können in diesem Zusammenhang zwar keine universellen Patentrezepte anbieten, aber zumindest aufzeigen, das einfache und ressourcenschonende Konzepte möglich sind. Im nachfolgenden Teil dieser Einleitung wird der grundsätzliche Bedarf für „einfachen Lösungen“ an sich und für smarte Dokumente im speziellen argumentiert. Die Perspektive wird in weiterer Folge um das Thema „Wissenstransfer“ erweitert, wo smarte Dokumente in wörtlichen Sinn als „intelligente“ Lösung eine Rolle spielen.

Begriffsdefinition für smarte Dokumente

Smarte XML-Dokumente im Rahmen dieser Arbeit sind Text- oder Datendokumente, die ihr Anwendungsprogramm durch XSLT-Transformation in einem Browser selbst erzeugen und somit vollständige Anwendungen darstellen. Sie unterscheiden sich von typischen DHTML-Anwendungen durch die Möglichkeit, Neutransformationen gezielt zur Laufzeit durchzuführen und damit Aussehen und Funktionalität von Dokumente interaktiv an die Nutzerbedürfnisse anpassen zu können.

Smarte XML-Dokumente bestehen üblicherweise:
  • aus einem zugrunde liegenden Dokumentmodell, das für eine Klasse von Dokumenten Struktur und Vokabular festlegt, z.B. Web-Formulare, Reports, Datenprotokolle oder „Wissensdokumente“. Wesentlicher Aspekt ist hier die Wiederverwendbarkeit der Modelle innerhalb einer Dokumentklasse;
  • aus einer Stylesheet Bibliothek, die für die Produktion der Ergebnisdokumente zuständig ist, z.B. HTML/DHTML, PDF, SQL-Statements oder Graphdarstellung. Wesentlicher Aspekt ist hier die Entkopplung des spezifischen und üblicherweise aufwändigen Produktionscodes vom XML-Quelldokument;
  • aus Javascript Funktionen für DHTML-Eigenschaften und DOM-Manipulationen;
  • und den eigentlichen XML-Dokumenten als Instanzen der Dokumentklasse. Diese Dokumente enthalten nur die in Markup eingebetteten Daten und Texte, und keinen „unnötigen“ Code, der eine bestimmte Darstellung oder Verwendung aufzwingt.
Smarte XML-Dokumente sind in diesem Sinne vergleichbar mit der server-basierenden AJAX-Architektur, ein Konzept der asynchronen Datenübertragung zwischen Server und Browser, die es ermöglicht, HTML-Seiten zu ändern, ohne die Seite komplett neu laden zu müssen. Die asynchrone Kommunikation wird bei smarten Dokumenten ersetzt durch interaktive DOM-Manipulation.


Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit Anwendungsmöglichkeiten für Smarte Dokumente im Bereich objektorientierter Software-Entwicklung und agiler Projekte.

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